Irgendwie wurde mir erst bewusst,
wie viel ich einigen Menschen bedeute, als ich mehr brauchte als einen
erhobenen Daumen auf Facebook.
Der Irrglaube, wir wären sozial
integriert, je mehr unserer Statusnachrichten kommentiert werden, bereitet mir Übelkeit.
Da will ich mir die Seele aus dem Leib kotzen und nicht nur das letzte Bier
ausm Fonte für 3,10€ vorige Nacht. Wenn ich dieses Bier nicht sowieso gerade
von einem lieben Freund spendiert bekommen habe, der zwar weiß, dass Alkohol
keine Probleme löst, aber das tut ja Wasser bekanntlich auch nicht. Dafür
reicht so ein Freund mir Tabak, Paper und Filter, obwohl ich gerade eigentlich
nicht rauchen will. Einfach so. Um auf subtile Art und Weise dem besoffenen
Lebensphilosophen, der gerade auf mich einredet ohne mich zu kennen, warum ich
nicht glücklich werden kann, klarzumachen, dass jetzt nicht der richtige
Zeitpunkt ist ihm zuzuhören.
Richtige Freunde posten nicht nur
Fotos von ihrer Geburtstagstorte, sie laden mich dazu ein. Selbst wenn ich nur
noch ein Schatten meiner Selbst bin. Wahre Freunde zeigen mir im Internet nicht
wo sie gerade sind, sondern sie sind bei mir, wenn ich das Gefühl habe, die
Welt geht unter.
Denen ich wichtig bin, die
klopfen morgens an meiner Tür und zwingen mich aufzustehen, wenn ich mich dazu
nicht in der Lage fühle.
Freunde sind es auch nach dem
dritten Anruf am Tag nicht leid, weil sie wissen, dass ich woanders nicht nach
Antworten fragen brauche, da ich sie dort nicht finden werde. Sie kommen sogar
weite Strecken bis zu mir, um sie am Boden von zwei Flaschen Wein zu suchen.
Freunde kochen und berichten
darüber nicht auf ihrer Pinwand. Sie tun es für mich, weil sie nicht mehr mit
ansehen können, wie ich lieber verhungern würde, als in meinem Leid zu
ertrinken.
Es gibt Tage, da schmerzt es
älter zu werden. Die Zeit wird schneller und es gibt in dieser Generation nur
noch wenige Konstanten. Aber wir werden erwachsen, ob wir wollen oder nicht.
Jeder hat sein eigenes Leben, das er versucht auf die Reihe zu bekommen. Der
eine schafft es mehr, der andere weniger. Die es weniger packen, können sich
glücklich schätzen, wenn nicht nur Mitleid bekundende Kommentare auf Facebook
einprasseln. Sondern wenn da jemand ist, der sich bei strömendem Regen, in der
bittersten Kälte und tiefsten Nacht die Schuhe anzieht, sich den Regenschirm
nimmt und Kilometer weit laufen würde, um Trost zu spenden.
Echte Freunde sind da, wenn das
Glück geht. Und diese Freundschaften sind nicht mit einem Mausklick zu
schließen. Sie werden mit einer Umarmung besiegelt.
Für Dani, Tobi, Regina, Falko und
Uli…und alle anderen, die mich derzeit ertragen. Danke