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Dienstag, 27. November 2012

bei Freunden



Irgendwie wurde mir erst bewusst, wie viel ich einigen Menschen bedeute, als ich mehr brauchte als einen erhobenen Daumen auf Facebook.
Der Irrglaube, wir wären sozial integriert, je mehr unserer Statusnachrichten kommentiert werden, bereitet mir Übelkeit. Da will ich mir die Seele aus dem Leib kotzen und nicht nur das letzte Bier ausm Fonte für 3,10€ vorige Nacht. Wenn ich dieses Bier nicht sowieso gerade von einem lieben Freund spendiert bekommen habe, der zwar weiß, dass Alkohol keine Probleme löst, aber das tut ja Wasser bekanntlich auch nicht. Dafür reicht so ein Freund mir Tabak, Paper und Filter, obwohl ich gerade eigentlich nicht rauchen will. Einfach so. Um auf subtile Art und Weise dem besoffenen Lebensphilosophen, der gerade auf mich einredet ohne mich zu kennen, warum ich nicht glücklich werden kann, klarzumachen, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist ihm zuzuhören.
Richtige Freunde posten nicht nur Fotos von ihrer Geburtstagstorte, sie laden mich dazu ein. Selbst wenn ich nur noch ein Schatten meiner Selbst bin. Wahre Freunde zeigen mir im Internet nicht wo sie gerade sind, sondern sie sind bei mir, wenn ich das Gefühl habe, die Welt geht unter.
Denen ich wichtig bin, die klopfen morgens an meiner Tür und zwingen mich aufzustehen, wenn ich mich dazu nicht in der Lage fühle.
Freunde sind es auch nach dem dritten Anruf am Tag nicht leid, weil sie wissen, dass ich woanders nicht nach Antworten fragen brauche, da ich sie dort nicht finden werde. Sie kommen sogar weite Strecken bis zu mir, um sie am Boden von zwei Flaschen Wein zu suchen.
Freunde kochen und berichten darüber nicht auf ihrer Pinwand. Sie tun es für mich, weil sie nicht mehr mit ansehen können, wie ich lieber verhungern würde, als in meinem Leid zu ertrinken.
Es gibt Tage, da schmerzt es älter zu werden. Die Zeit wird schneller und es gibt in dieser Generation nur noch wenige Konstanten. Aber wir werden erwachsen, ob wir wollen oder nicht. Jeder hat sein eigenes Leben, das er versucht auf die Reihe zu bekommen. Der eine schafft es mehr, der andere weniger. Die es weniger packen, können sich glücklich schätzen, wenn nicht nur Mitleid bekundende Kommentare auf Facebook einprasseln. Sondern wenn da jemand ist, der sich bei strömendem Regen, in der bittersten Kälte und tiefsten Nacht die Schuhe anzieht, sich den Regenschirm nimmt und Kilometer weit laufen würde, um Trost zu spenden.
Echte Freunde sind da, wenn das Glück geht. Und diese Freundschaften sind nicht mit einem Mausklick zu schließen. Sie werden mit einer Umarmung besiegelt.

Für Dani, Tobi, Regina, Falko und Uli…und alle anderen, die mich derzeit ertragen. Danke