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Donnerstag, 6. August 2015

... mit Rehen auf Miyajima kämpfen

Da sitze ich nun in Hiroshima am Bahnhof. Die Gedenkfeier hatte ich aufgrund des morgendlichen Verkehrschaos verpasst. Und so richtig von Miyajima konnte ich mich auch nicht lösen. Ich erreichte die kleine heilige Insel, auf derbis ins letzte Jahrhundert keine Frauen leben durften, gestern Nachmittag. Mir fiel sofort auf: der Anteil an ausländischen Touristen ist im Vergleich nicht nur stark angestiegen, es war sogar so, dass ich abends zum Okonomiyaki essen nur mit Europäern an dem kleinen Tresen saß.
Die Unterkunft war eine der besten bis jetzt. Die Inhaber sehr freundlich und hilfsbereit, alles war blitzblank geputzt ohne steril zu wirken. Es gab einen Tisch im Aufenthaltsraum an welchem man sich in verschiedenen japanischen Künsten wie Origami oder Kalligraphie ausprobieren konnte. Zudem konnte die Küche nicht nur genutzt werden, es gab sogar gratis Lebensmittel und Getränke, wie Instantnudeln, Toast, verschiedene Aufstriche und Müsli. Es war sogar alles da um sich dieses leckere Shaved Ice herzustellen. Leider entdeckte ich das erst heute früh.
Den Futon und das Bettzeug musste ich selbst vorbereiten. Es gab dafür eine ausführliche bebilderte Anleitung, auf dass auch gar nichts schief gehen möge.
Schon auf dem Weg dorthin schlenderte ich am Ufer entlang und ließ dabei nachlässig meine Umhängetasche offen. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, als mir eins der zahmen Rehe meine Karte herausstiebitzte und anfing auf dem Hochglanzpapier genüsslich herumzukauen. Der Versuch ihm das Informationsblatt wieder zu entreißen gelang nur durch Hilfe einer jungen Japanerin, die das Tier mit etwas richtig Essbarem ablenkte. Ich verbuche dies als Sieg.
Später erkundete ich noch ein wenig die große buddhistischen Schreinanlage der Insel. Hier reihten sich unter anderem eine Buddhafigur an die nächste. Alle trugen kleine Strickmützen und bildeten lange Reihen einen kleinen Hang hinauf.
Da gerade Ebbe herrschte lief ich Richtung des O-Torii, dem großen roten Tor, das wohl relativ bekannt von Fotos ist. Das nun begehbare Ufer machte den Anschein irgendwie in Bewegung zu sein. Erst dachte ich, es sei ein Flimmern wie auf Straßen, wenn es zu heiß ist. Tatsächlich waren es jedoch kleine Krabben, die aus ihren Schlupflöchern kamen und auf Nahrungssuche gingen. Sobald man sich näherte huschten sie in ihre Verstecke zurück. Nachdem ich noch ein wenig durch die Souvenierläden bummelte und mich mit dem für die Gegend typischen kleinen Gebäcken in Ahornblattform als Mitbringsel eindeckte, setzte ich mich auf die Kaimauer, ließ die Beine baumeln und wartete auf den Sonnenuntergang. Und wie ich da so saß, begann Runde zwei des Kampfes mit dem ansässigen Wild. Unbemerkt näherte sich ein Reh und versuchte erst meine Tüte mir dem Gebäck zu ergaunern. Ich rettete sie gerade noch, woraufhin erst meine Tasche, dann mein T-Shirt Ziel der heimtückischen Attacke Wurde. Es entstand ein Ringkampf zwischen uns, dass die umstehenden Touristen natürlich filmen mussten anstatt mir zu helfen. Zwischenzeitlich hatte ich das Biest sogar im schwitzkasten, was aufgrund des Geweihs mal wieder eins meiner Himmelfahrtskommandos darstellte. Irgendwie gelang es meinem Gegner dann doch zumindest eines der Kuchen zu ergaunern. Den Rest konnte ich mit Hilfe eines jungen Mädchens retten. Auch weiterhin Wurde ich von diesem Nimmersatt verfolgt. Wahrscheinlich gibt es jetzt zahlreiche Videos von mir auf YouTube.
Den Abend ließ ich dann in zahlreichen Gesprächen mit anderen Touristen über ihre Erlebnisse ausklingen. Ich konnte sogar einen Spanier beraten, der ein zwei Tage auf dem Kumano Kodo plante. Mit einem Belgier sprach ich in dem kleinen Restaurant über Komunikationsprobleme und konnte auch ihm Tips geben, wie man sich auch mit wenig Japanischkenntnissen durchschlägt.
Eine ganz andere charmante Seite von Miyajima Konnte ich auf dem Weg zurück in die Herberge erleben. Die Straßen des kleinen Ortes waren nahezu verlassen, jedoch blieben die Straßen im Einkaufs- und Kneipenviertel weiterhin von handbemalten Lampen beleuchtet.
Nun geht die Reise weiter nach Kyoto
















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